Kennt ihr das? Die Sirenen heulen los und auf der Straße ist nur noch das Martinshorn zu hören. Du siehst die Feuerwehrfahrzeuge durch die Straße sausen und fragst dich natürlich sofort, was passiert ist oder wo es brennt. Doch wie läuft so ein Einsatz eigentlich für die Männer und Frauen ab? Warum gibt es überhaupt eine Freiwillige Feuerwehr im Sauerland, wann wird sie gebraucht und wie kommt man eigentlich zum dem Hobby Freiwillige Feuerwehr?
Interview mit zwei Feuerwehrmännern aus dem Sauerland
Eine Freiwillige Feuerwehr gibt es in den großen Städten genauso wie in vielen kleinen Dörfern. Während es in deutschen Großstädten jedoch hauptsächlich Berufsfeuerwehren und/oder auch Freiwillige Feuerwehr mit hauptamtlichen und ehrenamtlichen Kräften gibt, wird der Brandschutz und die Hilfeleistung im Sauerland fast ausschließlich durch ehrenamtliche Mitglieder der Freiwillige Feuerwehren sichergestellt. Wir sprechen mit zwei aktiven Mitgliedern der Sunderner Feuerwehr und fragen mal nach all den Dingen die uns brennend interessieren. Unterbrandmeister Nicolai Klose und Brandoberinspektor Wolfgang Buchheister von der Freiwilligen Feuerwehr Sundern stehen uns Rede und Antwort.
Welche Voraussetzungen müssen Mitglieder einer Freiwilligen Feuerwehr erfüllen? Gibt es eine Aufnahmeprüfung?
Wolfgang: Eine Aufnahmeprüfung gibt es nicht. Man muss volljährig und körperlich fit sein, dann stellt man einen Aufnahmeantrag. Zum Nachweis der körperlichen Fitness benötigt man noch ein ärztliches Attest.
Nicolai: Man sollte natürlich zusätzlich auch mental belastbar sein.
Zu was verpflichtet man sich, wenn man sich entschließt, der Freiwilligen Feuerwehr beizutreten?
Wolfgang: Jeder Neueinsteiger verpflichtet sich, eine Grundausbildung bei der Freiwilligen Feuerwehr zu absolvieren. Außerdem sind die regelmäßigen Dienstabende und Fortbildungen zu besuchen. Im Alarmfall sollte ein Angehöriger der Freiwilliger Feuerwehrwehr jederzeit zur Verfügung stehen, sofern er nicht Arbeits- Krankheits- oder Urlaubsbedingt verhindert ist.
Warum wolltet ihr gerne zur Freiwilligen Feuerwehr?
Wolfgang: Da mein Vater auch schon bei der Feuerwehr war, wusste ich wie toll die Kameradschaft war und wollte deshalb unbedingt auch selbst zur Feuerwehr.
Nicolai: Bei mir war es eher Zufall und ich habe auch erst mit 18 Jahren angefangen. Nachdem ich 2-3 Mal am Übungsabend teilgenommen habe, habe ich schnell Spaß daran gefunden und mich unter den Kammeraden/- innen wohl gefühlt.
Wie ging es nach dem Entschluss Feuerwehrmann zu werden dann los und welche Aufgaben übernehmt ihr heute?
Wolfgang: Damals entschied noch die gesamte Mannschaft darüber, ob man aufgenommen wird. Anschließend absolvierte ich die Grundausbildung, der viele Lehrgänge folgten. Vier Jahre lang war ich Löschzugführer, ich habe Brandschutzerziehung gemacht und auch viele Aufgaben stadtübergreifend auf Kreisebene übernommen. Heute gehöre ich zum Einsatzführungsdienst der Feuerwehr Stadt Sundern.
Nicolai: Am Anfang wird man eingekleidet und bekommt seine persönliche Schutzausrüstung. Seitdem ich vor 13 Jahren eingetreten bin, nehme ich an den wöchentlichen Übungsabenden teil. Ich habe mehrere Lehrgänge, unter anderem die Truppmann-Lehrgänge oder den Atemschutzlehrgang absolviert. Heute bin ich im Vorstand tätig und z.B. für die Brandschutzerziehung im Löschzug zuständig.
Wie steigt man denn bei der Freiwilligen Feuerwehr auf und welche Stufen gibt es?
Wolfgang: Das hängt von der Länge der Zugehörigkeit und den bestandenen Lehrgängen hab. Man beginnt als Anwärter zum Feuerwehrmann oder zur Feuerwehrfrau. Insgesamt gibt es 11 Stufen. Nach meinem Dienstgrad Brandoberinspektor kommt noch Stadtbrandinspektor.
Nicolai: Die einzelnen Dienstgrade erkennt man dann an den Schulterklappen auf den Uniformen. Je nach Rang gibt es unterschiedliche Orte, wo die Lehrgänge stattfinden: Die Grundlehrgänge finden auf Stadtebene statt, die Lehrgänge bis zum Truppführer (Unterbrandmeister) auf Kreisebene und alle Führungslehrgänge finden am Institut der Feuerwehr in Münster statt.
Ihr seid ja als freiwillige Feuerwehrmänner nicht die ganze Zeit an der Wache. Wie werdet ihr im Ernstfall benachrichtigt und wie schnell muss es dann gehen, bis ihr auf der Straße seid?
Nicolai: Wir sind in der Stadt Sundern mit digitalen Meldeempfänger ausgestattet, die wir immer mit uns tragen. Bei einer Alarmierung können wir dann auf dem Melder ablesen, um was für einen Notfall es sich handelt und wo sich dieser befindet. Bei größeren Einsatzlagen kann die Leitstelle zusätzlich einen Sirenenalarm auslösen, mit dem dann auch die Feuerwehrleute alarmiert werden, die keine Meldeempfänger haben.
Wolfgang: Man soll innerhalb von 8 Min an der Einsatzstelle sein. Da die Männer und Frauen tagsüber erst von der Arbeit kommen müssen, ist die Zeit oft eng bemessen. Der Ausrückebereich in der Kernstadt und der umliegenden Ortschaften ist sehr weitläufig.
Wie lassen sich Freiwillige Feuerwehr und der Beruf unter einen Hut bringen? Mit der ständigen Bereitschaft stelle ich mir das nicht so einfach vor.
Nicolai: Das ist es auch nicht. Sobald der Melder geht, bleibt die Arbeit liegen, die dann später nachgeholt werden muss. Es ist natürlich auch viel Verständnis vom Arbeitgeber gefordert. Dieser bekommt zwar in der Regel einen finanziellen Arbeitsausgleich auf Antrag, jedoch fehlt der Arbeitnehmer vor Ort für die Zeit des Einsatzes.
Wie muss ich mir den Ablauf bei einem Einsatz der Feuerwehr vorstellen?
Nicolai: Zuerst kommen die alarmierten Feuerwehrangehörigen zur Wache, hier zieht man sich um und verteilt sich auf die Einsatzfahrzeuge. Mit dem Sitz im Fahrzeug steht dann schon fest, wer welche Aufgaben z.B. Atemschutz übernimmt. Ein Löschfahrzeug kann max. mit neun Personen besetzt werden. Je nach Notfall und Ort des Einsatzes werden gleichzeitig immer mehrere Einheiten alarmiert, so ist sichergestellt, dass immer genügend Personal und Fahrzeuge an der Einsatzstelle sind.
Wolfgang: Der Gruppenführer, der als erstes am Einsatzort eintrifft, übernimmt zu Beginn die Einsatzleitung und versucht sich ein erstes Bild der Lage zu verschaffen.
Ich stelle es mir unglaublich schwer vor, wenn man mit wenigen Informationen losfährt und nicht weiß, was einen wirklich vor Ort erwartet. Was ist das für euch – auch nach all den Jahren, die ihr schon dabei seid – für ein Gefühl? Eher Spannung, Anspannung oder wie würdet ihr das beschreiben?
Wolfgang: Selbstverständlich ist immer – auch nach vielen Jahren – eine gewisse Anspannung dabei, die aber auch für die nötige Konzentration sorgt. Man kann nicht wissen, was einen erwartet. Manchmal übertreiben die Anrufer am Telefon, wir haben aber auch oft den Fall, dass der Brand oder der Unfall schlimmer ist, als er der Leitstelle beschrieben wurde.
Nicolai: Eine Mischung aus Adrenalin und Anspannung aber auch Konzentration. Manchmal bleibt auf der Anfahrt aber auch keine Zeit, um viel nachzudenken, da man seine Ausrüstung anlegen muss (z.B. Atemschutz). Dann muss jeder mit anpacken, damit es schnell aber auch sicher klappt.
Gab es schon einmal eine Situation, die euch besonders stolz gemacht hat oder auch Einsätze die euch als besonders belastend in Erinnerung geblieben sind?
Nicolai: Einsätze mit Personenschaden, ob verletzt, schwerstverletzt oder tot sind immer belastend, hier ist es wichtig diese Einsätze intern aufzuarbeiten und die Geschehnisse zu besprechen. Ich denke jeder Feuerwehrmann/-frau kann stolz sein, wenn egal wem, im Einsatz geholfen werden konnte.
Wolfgang: Das denke ich auch. Besonders schwierig wird es natürlich, wenn man die betroffenen Menschen persönlich kennt. Belastende Situationen gibt es immer wieder und wir versuchen durch Einsatznachbesprechungen und persönliche Gespräche unter Kameraden damit umzugehen. Feuerwehrangehörige können aber auch immer zusätzlich professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Wolfgang, du bist jetzt 35 Jahre in der Freiwilligen Feuerwehr, Nicolai du bist 13 Jahre dabei. Wie haben sich die Aufgaben und die Ausrüstung in den Jahren verändert?
Wolfgang: Es hat sich sehr viel verändert. Die Ausrüstung war vor 30 Jahren noch deutlich einfacher und auch ein Atemschutzträger war viel mehr dem Rauch und der Hitze ausgesetzt als heute. Es gibt viel mehr Vorschriften auch zum Schutz des Feuerwehrmannes. Durch die vielen Unwetter, bedingt durch den Klimawandel, sind z.B. Einsätze bei Überflutungen und Waldbrände viel häufiger an der Tagesordnung.
Nicolai: Die Ausrüstung und die Fahrzeuge verändern sich durch den technischen Fortschritt, daher muss man sich hiermit auch intensiv beschäftigen, um auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Die neuste Technik ist eine Drohne, mit der wir uns gezielt einen Einblick aus der Luft machen können. Das ist ein großer Fortschritt für die Region. Wir haben hier in Sundern derzeit die einzige Feuerwehr-Drohne im gesamten Sauerland. 10 Feuerwehrmänner sind – mit einem speziellen Führerschein – ausgebildet und können die Einsätze mit Luftaufnahmen unterstützen.
Was würdet ihr Interessierten raten, die sich nicht sicher sind, ob eine Mitgliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr wirklich das Richtige ist?
Nicolai: Wenn einen die aktive Mitgliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr wirklich interessiert, sollte man es einfach ausprobieren. Die Aufnahme in die Freiwillige Feuerwehr erfolgt für die ersten sechs Monate als Mitgliedschaft auf Probe. Man kann somit die Arbeit, die Ausrüstung und die Kameraden in Ruhe kennenlernen und sich dann entscheiden, ob man bleiben möchte.
Wir möchten uns für das ausführliche Interview herzlich bei den beiden Feuerwehrmännern bedanken. Die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr in Sundern, wie auch in anderen Städten und Orten des Sauerlandes ist wirklich bemerkenswert und wir wünschen allen Männern und Frauen stets eine gute Rückkehr aus den zahlreichen Einsätzen.
Fotos: ©Freiwillige Feuerwehr Sundern
Hättest du dir den Alltag der Freiwilligen Feuerwehr so vorgestellt? Was überrascht dich am meisten?
Hinterlassen Sie einen Kommentar